In der Nacht vom 8.5. auf den 9.5.2017 hat die Stadt Detmold einen Syrer nach Kroatien abgeschoben. Dabei kam es durch das große Polizeiaufgebot zu einer massiven Verängstigung der anderen Bewohner_Innen.
„Wie einen Schwerverbrecher haben die mich in Handschellen abgeführt“, so sagte der Betroffene gegenüber Frank Gockel von der Flüchtlingshilfe Lippe e.V. aus. Der Betroffene ist aufgrund des Krieges in Syrien geflohen. Auf der Flucht wurden ihm in Kroatien Fingerabdrücke abgenommen. Deswegen wurde er nun dahin abgeschoben.
Einige Länder der EU haben die Abschiebung nach Kroatien ausgesetzt. So hat z.B. der österreichische Verwaltungsgerichtshof Zweifel daran, ob bei einer Durchreise durch Kroatien die sogenannte Dublin-Verordnung anzuwenden ist. Aktuell beschäftigt sich auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) mit der Frage, ob die Durchreise durch Kroatien überhaupt dazu führen kann, dass dahin abgeschoben werden darf. In dem konkreten Fall hat Slowenien eine Familie aus Afghanistan nach Kroatien abschieben wollen. Die Abschiebung wurde durch ein slowenisches Gericht gestoppt.
Gockel bedauert, dass die Stadt das Verfahren beim EuGH nicht abgewartet hat. Er befürchtet, dass dem Betroffenen nun in Kroatien kein faires Asylverfahren erwarten wird: „Kroatien hat laut Bericht des Europäischen Flüchtlingsrates eine Aufnahmekapazität für Flüchtlinge von 700 Plätzen. Allein bis zum 16. September 2016 sind offiziell 658.068 Flüchtlinge durch Kroatien durchgereist. Die Strukturen vor Ort sind überlastet.“
Der hohe Einsatz von Polizeikräften führte zu viel Unruhe in der Asylunterkunft. Viele Bewohner hatten Angst, dass auch sie abgeschoben werden sollen. In der Vergangenheit teilte die Stadt Detmold den Betroffenen Abschiebungen in andere EU-Staaten rechtzeitig mit. Dies hat auf Seiten aller Beteiligten zu viel weniger Stress geführt. Die Flüchtlingshilfe Lippe e.V. bedauert, dass die Stadt von dieser Praxis abgerückt ist.